Klavierspiel

Wohl­tem­pe­riert – Ausbalanciert

24. Dezember 2024 | Klavierspiel

Wohl­tem­pe­riert – Ausbalanciert!

Wenn ich heu­te Wer­ke aus mei­ner Anfangs­zeit am Kla­vier auf­grei­fe, wie hier die Fuge in d‑moll aus dem Wohl­tem­pe­rier­ten Kla­vier Bd. 2 von Johann Sebas­ti­an Bach (BWV 875), kann es mir pas­sie­ren, dass ich ein wenig frus­triert bin. Die Fuge habe ich ca. vier Jah­re nach Beginn mei­nes Kla­vier­spie­lens ein­stu­diert (was heu­te mehr als 25 Jah­re zurück­liegt) und ja, damals fiel es mir recht leicht. Heu­te jedoch sind mei­ne Hän­de nicht mehr ganz aus­ba­lan­ciert, was der Blick auf die vor­lie­gen­de Auf­zeich­nung unschwer erken­nen lässt. Nach einem Unfall vor ziem­lich genau 20 Jah­ren habe ich links­sei­tig eine mei­ner Dau­men­streck­seh­nen ein­ge­büßt, was zu einer Ver­än­de­rung mei­ner Hand­stel­lung füh­ren musste.

Ich nut­ze seit­dem mei­ne Beob­ach­tungs­ga­be, um die Unba­lan­ciert­heit mei­ner bei­den Hän­de auszugleichen.

So wie J.S. Bach sich an der Wohl­tem­pe­riert­heit, also an der damals neu­en und fas­zi­nie­ren­den Gleich­schwin­gung inner­halb aller Ton­ar­ten des Quin­ten­zir­kels, erfreut hat­te und die­ser gleich zwei Bän­de des „Wohl­tem­pe­rier­ten Kla­viers“ mit jeweils 24 Prä­lu­di­en und Fugen fol­gen ließ, so erfreue ich mich heu­te an GLEICHMUT.

Gleich­mut, dass man­ches bei mir eben nicht mehr mög­lich ist, jedoch auch die Sei­te des Gewin­nes betrach­tend: Ich habe mir bereits so vie­le Gedan­ken über einen ergo­no­mi­schen und sinn­vol­len Ein­satz sowohl des Kör­pers als auch des Geis­tes beim Klavier­spielen machen müs­sen, dass ich wahr­lich zu ver­mit­teln weiß, was ein Kla­vier­spie­ler heu­te für ein kon­zen­trier­tes und tech­nisch mühe­lo­ses Klavier­spiel benötigt.

Heu­re­ka!