Klavierspiel

Cho­pin im Werden

17. April 2024 | Klavierspiel

Heu­te Mor­gen wache ich im regen­nas­sen April auf. Die sat­te Luft und die grü­ne Natur brin­gen das woh­li­ge Gefühl von Regen­näch­ten in mei­nem Kin­der­zim­mer zurück und erin­nern mich an das Regen­trop­fen­pré­lude von Cho­pin. Es klingt in mei­nem inne­ren Ohr, noch bevor ich es den­ken kann.

Ich habe es schon län­ger nicht mehr gespielt und davor nur ange­lernt. Alle paar Wochen klingt es in mir und so kommt es aufs Klavierpult.

Dann wie­der inter­es­siert mich anderes.

Ja, so ent­wick­le ich mein eige­nes Spiel der­zeit wei­ter – im schnel­len Wech­sel mei­ner Auf­merk­sam­keit auf häu­fig sehr unter­schied­li­che Schwer­punk­te. Alles bewegt sich gera­de so in mei­nem Leben. Und es bewegt sich meist in einem ganz natür­li­chen inne­ren Tem­po – mal lang­sam, mal schnell, mal mit Unter­bre­chun­gen, dann wie­der wei­ter… Auswendig-Spiel ist gera­de nicht.

Spon­tan ent­schei­de ich mich: Ich will Euch am Pro­zess mei­nes eige­nen Übens teil­ha­ben las­sen. Ja genau, mein Üben videografieren.

Jetzt!

Drei Mal ganz durch, mit wachem Ver­stand und gleich­zei­tig mög­lichst nach­sich­tig mit mir, weil ich den Ablauf noch nicht ganz drauf habe, Mini-Korrekturen – mehr Zeit bleibt nicht… Und so lade ich Euch nun die drit­te Auf­nah­me hoch.

Wo ich gera­de stehe?

Selbst­be­ob­ach­tung:
Über­blick über die Form: ganz ok. Noten­text genau? – Scha­de, am Ende noch ein klei­ner Aus­rut­scher. Die Schul­tern: Was machen die? So viel Anstren­gung? Wäre viel­leicht auch mit weni­ger Anspan­nung mög­lich … Dyna­mik? Liegt das an der Handy-Aufnahme oder blei­be ich an vie­len Stel­len zu laut? Gut, im ‚sot­to voce‘ habe ich bewusst das lin­ke Pedal weg­ge­las­sen, auf dass mei­ne Fin­ger dyna­mi­scher gestal­ten. – Aber geht das nicht lei­ser? Wer­de ich beim nächs­ten Mal über­prü­fen. Ziem­lich mecha­nisch klingt das, aber es ist eben mein kon­zen­trier­ter, mehr men­tal aus­ge­rich­te­ter Vormittags-Übemodus. Zwi­schen zwei Schü­lern und Unter­richt­vor­be­rei­tung.
Ein biss­chen weni­ger Zähne-Zusammenbeißen wäre defi­ni­tiv ange­neh­mer anzusehen …

Ok.

Viel­leicht mal wie­der abends spie­len, wenn die Zeit nicht so drängt! Ver­mut­lich wird es dann leich­ter wie­der in einen natür­li­chen Atem zurück fin­den und ich wer­de frei­er schwin­gen können.

Ich freue mich auf den ruhi­gen Moment, der es mir ermög­licht, mich ohne Zeit­be­gren­zung ganz hin­ein­zu­ge­ben.
Ver­trau­ter wer­den.
Los­las­sen.
Hören.
Genie­ßen.
Dann.